Wie wichtig ist Freude für Kinder?

Freude ist im Leben von Kindern und Eltern sehr wichtig – besonders im oft stressigen Alltag. Aber kann man es auch übertreiben?

 

Und was hat Langeweile damit zu tun? Diese und weitere Fragen klärt Tanja Mairhofer im Video-Interview mit Expertin Julia Tiedge.

lachendes Kind schlägt ein Rad in Nahaufnahme auf Sand

Julia Tiedge ist Kinder- und Jugendlichentherapeutin, Pädagogin und dreifache Mutter. Im Interview mit Tanja Mairhofer aus der Sendung mit dem Elefanten spricht sie über ihre Erfahrungen aus der Praxis und gibt Einordnungen, Tipps und Hilfestellungen. 

"Man braucht viele Inseln im Alltag, die einen fröhlich stimmen."

Kinderpsychotherapeutin Julia Tiedge

Interview: Wie Kinder und Eltern Freude erleben

Das Wichtigste in Kürze:
  • Freude brauchen alle für einen positiven Alltag
  • zu viele Highligts können Kinder überfordern
  • Achtsamkeit: kleine Freuden sehen können
  • Langeweile hilft, kreativ zu werden

Wie wichtig ist Freude im Leben der Kinder?

Freude ist im Leben der Kinder und auch im Leben von uns Erwachsenen sehr wichtig. Wir müssen nämlich genussfähig sein, also einen Zugang dazu haben, Dinge als bewusst positiv wahrzunehmen, um optimistisch ins Leben starten und in den Alltag gehen zu können. 

Man braucht also viele Inseln im Alltag, die einen fröhlich stimmen.

Ja, das kann man, weil sich das Gehirn daran gewöhnt. Wenn wir immer Highlights haben, ist das irgendwann normal und die Kindern fordern das dann auch ein, sie wollen immer mehr davon. Wir wundern uns dann manchmal, warum Kinder sich nicht mehr selbst beschäftigen können oder das neue Spielzeug sehr schnell wieder uninteressant wird und zur Seite gelegt wird.

Es gibt dann nicht mehr diese kleinen Highlights im Alltag, wie zum Beispiel statt Abendbrot ein Picknick auf dem Wohnzimmerboden zu machen – das sind keine großen Sachen, aber eine besondere Situation, die Kinder freuen sich und es kostet kein Geld. Eine kleine Alltagsfreude, die man sich auch später jederzeit noch mal machen kann.

Diese Haltung möchten wir unseren Kindern gerne mitgeben: Wie sie sich im Alltag auf einfache, gesunde Art und Weise kleine Freuden einbauen können, ohne daran arm zu werden oder sich zu überreizen.

Wir Erwachsene nennen das Achtsamkeit: Die kleinen Dinge positiv wahrzunehmen und wirklich im Moment zu sein. Etwa zu sagen: Mensch, ist das heute ein schöner Sonnenuntergang und das einem Kind zu zeigen. Es ist viel schöner, so etwas dem Kind mitzugeben also zu sagen: Wir gehen jetzt schwimmen, dann gehen wir da hin und machen dann noch das.

Diese ganzen Programmpunkte können sensible Kinder auch sehr stressen, das Thema Überreizung ist bei Freude genauso gegeben wie bei bei allen anderen Gefühlen. Wenn es zu viel ist, dann ist es einfach zu viel. Und der Gewöhnungsfaktor verhindert, dass Kinder selbstständig auf kreative Ideen kommen, weil wir sie immer mit etwas füttern. 

Beispiel: Man hat mit dem Kind einen wichtigen Termin, es möchte aber auf dem Weg auf einem Mäuerchen balancieren. Wichtig ist hier, das Kind vorzubereiten. Das, was jetzt schön ist, findet vielleicht nicht statt oder man kann das nur kurz machen. Und ihnen zu erklären, warum das so ist. Oder auch kleine deals ausmachen: Wir sind jetzt auf dem Weg zum Zahnarzt, du möchtest gern balancieren, aber wir haben jetzt keine Zeit – aber auf dem Rückweg darfst du das machen, dann haben wir mehr Zeit!

Zu den anderen Gefühlen

Video: Gefühle-Sendung – Wie fühlt sich Freude an?

Was macht mich glücklich? Charlotte ist froh, wenn sie im Sand Radschlag macht. Anke Engelke macht sich gerne selber Geschenke. Und Duggee und die Quirlies haben beim Singen viel Spaß, vielleicht fast schon etwas zu viel Spaß! Der kleine blaue Elefant und seine Freunde zeigen in dieser Folge gemeinsam mit Sängerin Eva Sauter und Zirkusdirektorin Annette Frier, wie sich Freude anfühlt und was es braucht, um glücklich zu sein.