Mein Name ist Mariana Zech, ich bin seit 13 Jahren Hebamme und arbeite im Kölner Geburtshaus. Ich betreue die Familien von Anfang an, lerne die Familien also früh in der Schwangerschaft kennen und ab dem Zeitpunkt, ab dem die Kinder wissen, dass sie ein kleines Geschwisterkind erwarten, ist es schön und wichtig, sie mit einzubeziehen.
Die Kinder können mitkommen zur Vorsorgeuntersuchungen bei der Hebamme. Da können sie zum Beispiel sehen, wie die Hebamme den Bauch abtastet, sie zeigt ihnen, wie das Baby gerade im Bauch liegt, man kann zusammen die Herztöne hören oder den Bauchumfang messen. Die Geschwister können auch zur Vorsorge zum Frauenarzt, zur Frauenärztin mitgehen, vielleicht gibt es einen Ultraschall, der ansteht und die Kinder können zugucken – das ist ganz spannend.
Zuhause ist es aber auch wichtig, das große Geschwisterkind zu involvieren: Wenn man anfängt, das Bettchen wieder aufzubauen und die kleinen Klamotten in die Wickelkommode zu räumen, kann man mit dem Kind alte Fotos angucken und sagen: „Guck mal, das hattest du auch an und du lagst auch in diesem Bett“.
Man kann gut zusammen Bücher lesen, es gibt viele tolle Bücher und Bilderbücher zum Thema Baby, Schwangerschaft und Geburt, da muss man dann ein bisschen berücksichtigen, was altersgerecht ist – ist das Kind zwei Jahre alt, wenn das Geschwisterkind geboren wird oder ist es fünf oder sieben, da gibt es unterschiedliche Angebote.
Bei der Vorbereitung auf die Geburt sollte das große Geschwisterkind wissen, wo das Baby geboren werden soll, wo Mama und Papa dann hingehen, und wer sich dann um das Geschwisterkind kümmert.
Manche Kinder sind aber auch bei der Geburt dabei, das muss man im Vorfeld gut überlegen und besprechen, auch mit der Hebamme, und man sollte das Geschwisterkind einfach gut darauf vorbereiten, was bei der Geburt passiert.
Ich gebe im Geburtshaus auch Geschwisterkurse: Das ist ein Kurs, in dem die Kinder etwas über die Babys und die Geburt lernen und vorbereitet werden auf ihre Rolle als großer Bruder oder große Schwester. Ich lese mit den Kindern auch Bücher. Und mit einer Puppe zeige ich, was das Baby im Bauch macht, wie es in der Gebärmutter liegt, wie man ertasten kann, wo der Kopf ist, wo die Füße sind. Dann spiele ich mit den Kindern ein bisschen nach, wie das Baby geboren wird und erkläre, was bei der Geburt wichtig ist, welches die Aufgabe von der Hebamme ist und was die Mutter als Unterstützung braucht.
Wenn das Baby dann geboren ist, ist es aufregend für die Geschwisterkinder, aber sie sollten auch wissen, dass das Baby noch kein Spielkamerad ist, sondern dass es hauptsächlich schläft oder weint und viel Nähe braucht und getragen werden muss. Man kann dem Geschwisterkind dann auch sagen, dass es selbst auch so viel getragen wurde oder auf dem Bauch der Eltern lag, als es noch so klein war.
Der Bruder oder die Schwester sollte auf jeden Fall auch in das Kümmern um das Baby miteinbezogen werden: Welche Aufgaben können sie übernehmen? Man kann sie zum Beispiel beim Wickeln helfen lassen, beim Baden und beim Anziehen und ihnen auch ganz viel Bestätigung geben, also etwa sagen: „Du machst das super!“. Wenn die kleinen Babys dann anfangen, auf die großen Geschwisterkinder zu reagieren, kann man da auch ganz viel Rückmeldung geben und sagen: „Guck mal, wie er dich anlacht“ und „wie sie sich freut, dich zu sehen“. Darüber finden die großen Geschwister gut in ihre Rolle hinein und es entsteht einfach ein schönes Band von Anfang an zwischen den Geschwisterkindern, das dann ja ein Leben lang hält.