● Das Kind sollte so früh wie möglich informiert werden, damit es die gespürten Änderungen richtig einordnen kann und sich nicht zurückgestellt fühlt
● Gerne auch mit altersgerechten Bildern und Erklärungen in einem feierlichen Rahmen
● Geben Sie dem Baby schon einen (Kose-)Namen, damit es für das Geschwisterkind nicht abstrakt bleibt
● Ordnen Sie den Geburtstermin der Jahreszeit zu, kleine Kinder haben noch kein Zeitgefühl wie Erwachsene
● Erklären Sie, welche Änderungen eine Schwangerschaft mit sich bringt; benutzen Sie dazu kind- und altersgerechtes Material, aber überfordern Sie es nicht mit medizinischem Wissen
Häufig stellen sich Eltern die Frage, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, ihrem Kind zu erzählen, dass es eine Schwester oder einen Bruder bekommen wird. Grundsätzlich spüren Kinder, dass eine Veränderung innerhalb der Familie ansteht, können dies jedoch oft nicht rational einordnen oder ihre Fragen und Eindrücke verbalisieren. Kinder verfügen über nahezu seismografische Fähigkeiten, mit denen sie die Stimmungslage ihrer Eltern erfassen und jegliche Veränderung erspüren können. Es gibt Kinder, deren Sensibilität so erhöht ist, dass sie sogar vor den eigenen Eltern die anstehende Veränderung erspüren.
Es ist in jedem Fall anzuraten, dass Eltern ihr Kind frühzeitig und kindgerecht über das Ereignis der Schwangerschaft informieren und es nicht in Gefühlen von Ungewissheit und Spekulation belassen. Denn Kinder entwickeln häufig ihre eigenen Hypothesen in Bezug auf die spürbaren Veränderungen, wenn sie nicht über deren Hintergrund informiert werden – und diese Vorstellungen gehen nicht selten in eine katastrophisierende Richtung.
Selbstverständlich sind die ersten drei Monate einer Schwangerschaft mit der Ungewissheit verbunden, ob sich der Embryo tatsächlich einnisten wird und ob das ältere Kind in dieses Wissen einbezogen werden sollte. Kinder haben (noch) einen natürlichen und ungezwungenen Umgang mit Themen wie Geburt und Sterben – wenn ihnen dies gelassen wird.
Die emotionale „Achterbahnfahrt“, die eine Schwangerschaft mit sich bringt – die Übelkeit, die Launenhaftigkeit oder die Stimmungswechsel, die zunehmende Anstrengung und nicht zuletzt die große Freude oder auch die tiefe Traurigkeit – spüren Kinder mit ihren eigenen Sinnen. Dabei hilft es ihnen den für sie unbekannten und nicht recht greifbaren Vorgang mit kindgerechten Bildern verständlich zu machen.
In jedem Fall sollte, gerade bei einem positiven Verlauf der Schwangerschaft, das Kind nicht als letztes von der Neuigkeit erfahren, da es sich sonst zurückgesetzt und nicht ernst genommen fühlen könnte. Ein Gefühl, dass sich erst Recht verstärkt, wenn Verwandte, Freunde oder Bekannte sich nach dem Verlauf der Schwangerschaft erkundigen und nicht wissen – oder berücksichtigen – dass das Kind von der Schwangerschaft der Mutter noch nichts weiß.
Für das Gespräch mit dem Kind sollte ein angemessener, durchaus feierlicher Rahmen geschaffen werden.
Es ist wichtig, dem neuen Familienmitglied einen Namen (wenn das Geschlecht bekannt ist) oder einen Kosenamen zu geben. Das Baby erhält so einen Status und eine Daseinsberechtigung und ist nicht länger das unbekannte Wesen, das in naher Zukunft aus dem Bauch der Mutter zur Welt kommen wird. Neun Monate Schwangerschaft stellen eine verhältnismäßig lange Zeit für das Verständnis kleiner Kinder dar, deren Zeitgefühl häufig noch nicht ausgeprägt ist. Dies entwickelt sich erst allmählich mit dem dritten Lebensjahr.
Eine altersgerechte Erklärung zum Zeitpunkt der Ankunft des Babys könnte zum Beispiel heißen: „Unser Baby wird geboren, wenn der Winter da ist. Vielleicht liegt dann Schnee. Jetzt hat gerade der Frühling begonnen und die Blumen blühen.“
Des Weiteren ist es wichtig dem Kind zu vermitteln, dass seine Mutter nicht krank ist, sondern dass die Bauch- und Rückenschmerzen, die sie sie mitunter hat, sowie Übelkeit und Gereiztheit normale Begleiterscheinungen im Verlauf einer Schwangerschaft sind.
Das frühzeitige Versorgen des Kindes mit Informationen und das Ermuntern des Kindes nachzufragen, wenn es etwas nicht einordnen kann, tragen in der Regel dazu bei, dass es auftretende Situationen – wie Übelkeit und Erbrechen der Mutter – einordnen kann und nicht als pathologisch oder bedrohlich erlebt.
Gleichzeitig sollte bedacht werden, dass ein zu viel an Informationen verwirrend wirken kann. Wenn Kinder etwas nicht verstehen, fragen sie in der Regel nach und signalisieren durchaus auch, wenn sie sich von den Antworten überfordert fühlen.
Je kleiner das Kind, desto kürzer und knapper sollten die Informationen sein – gern mit Unterstützung kindgerechter Medien, ohne zu viele anatomische Prozesse und medizinische Details.
Beim Vorlesen ist zu empfehlen, ausschließlich auf die Nachfragen des Kindes einzugehen, und beschriebene Fakten und Vorgänge nicht von sich aus zusätzlich zu erläutern, wenn das Kind dazu keine Fragen stellt.